Palazzo Giustiniani

 


Palazzo Giustiniani

Der Palazzo Giustiniani in einer Ansicht von Alessandro Specchi, 1699

Beschreibung

Monsignore Francesco Vento, der in der archivalischen Überlieferung nur schwer faßbar ist, hatte 1585 für große Geldsummen nahezu einen vollständigen Häuserblock aufgekauft und ließ diesen in der Folge durch Giovanni Fontana, den älteren Bruder des bekannteren Domenico Fontana, zu einem Palast umbauen. Die Brüder Fontana waren 1585-89 unter anderem auch mit dem Bau des Lateranpalasts beschäftigt. Am 4.7.1590 erwarb der depositario generale della Camera Apostolica Giuseppe Giustiniani den noch nicht fertiggestellten Palast als Wohnung für seine Söhne Vincenzo (1564-1638) und dessen Bruder Kardinal Benedetto (1555-1621). Carlo Maderno, der Benedetto Giustiniani bekannt war, arbeitete in der Folge an untergeordneten Bauteilen mit.
Die äußerst schlichte Hauptfassade an der via della Dogana Vecchia ist neunachsig; das Portal sitzt außermittig in der sechsten Achse von links. Seitenfassaden befinden sich zur Salita de'Crescenzi und zur via Giustiniani. Die lange, komplizierte Baugeschichte des Palazzo Giustiniani zeigt sich in den teils verwinkelten Grundrissen des Komplexes. Der Innenhof weist in den Obergeschossen eine Putzrustika auf. Reste der Sammlung antiken Marmors der Giustiniani ist im Hof erhalten.
Erneute Baumaßnahmen erfolgten 1650 durch Borromini im vorderen Teil des Palasts, zwei Jahre später auch im hinteren. Die von Borromini entworfene, von zeitgenössischen Kritikern als besonders bequem gelobte Treppe wurde ab 1677 durch Sebastiano Fonte und Domenico Legendre realisiert. Aus dieser Zeit stammt auch ein neuer Hauptportikus und neues Vorzimmer. Die fünfachsige Sala liegt nicht an der Hauptfassade, sondern an der Nordseite.
Der direkte Zweig der Giustiniani starb Anfang des 19. aus; der Palazzo ging an die Giustiniani Bandini über. Sukzessive wurden die zahlreichen Kunstgegenstände des Palasts, darunter die berühmte Gemäldesammlung von Vincenzo, welche mehr als 500 Bilder, darunter Werke von Caravaggio, umfaßte, verkauft. Der Principe Torlonia kaufte einen größeren Teil der Sammlung auf, um die Abwanderung der Kunstwerke ins Ausland zu verhindern.
1857 ging ein Teil des Palasts an die Grazioli über, 1900 erwarben die Brüder Questa di Chiavari einen Teil und ließen entlang der via Giustiniani den Palast aufstocken. Die Freimaurerloge Grande Oriente d'Italia kaufte den Palast 1911 und residierte in Teilen noch bis 1988. 1926 schließlich erwarb der italienische Staat den Bau, der heute Sitz des Senatspräsidenten ist. Neben dem Prachtappartement desselben sind auch eine Druckerei und Büros untergebracht. In der Sala della Costituzione wurde am 27.12.1947 die Verfassung des italienischen Staates unterzeichnet.
Die wandfeste Innendekoration ist weitgehend erhalten.

Literatur

Borsi, Franco et. al.: Palazzo Giustiniani. Roma 1989

 
© 2005 J.-Ch. Rößler
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Jan-Christoph Rößler, München