Architektur in Rom - Römische Paläste

 

Analog zur Sammlung der Paläste in Venedig entsteht hier seit dem ersten Dezember 2005, basierend auf Bildmaterial aus dem Jahre 2004, historischen Ansichten und späteren Literaturstudien, eine Sammlung zu römischen Palästen.

 
Palazzo di Montecitorio

Im Gegensatz zum offenen, leichten mittelalterlichen venezianischen Palastbau war der römische ein geschlossener, ohne allerdings die Wehrhaftigkeit des Florentiner, beispielsweise eines Palazzo Medici Riccardi, zu besitzen. Dennoch lassen sich in Rom der Verteidigung dienende Bauteile wie Zinnenkränze - ironischerweise - noch am besten am Beispiel des Palazzo Venezia, dem Sitz des Gesandten der Serenissima, ablesen, auch wenn der Komplex zuletzt unter Mussolini stark verändert wurde.

Der vom Palazzo Rucellai in Florenz beeinflußte Palazzo della Cancelleria, ein riesiger, mit Plattenrustika verkleideter Frührenaissancebau, ist ein Meilenstein der römischen Architekturgeschichte 1. Wenig später entstandene Paläste wie der Palazzo Torlonia übernahmen das Formengut der Cancelleria nahezu unverändert. Mit Bramantes Palazzo Caprini, der nur durch Stiche überliefert ist, und dessen Nachfolgebauten wie dem Palazzo Caffarelli Vidoni auf der einen sowie Sangallos Palazzo Farnese auf der anderen Seite wird die weitere Entwicklung des römischen Palastbaus durch zwei unterschiedliche Architekturmodelle geprägt. Während die Konzeption des Palazzo Caprini auf der Differenzierung zwischen einem rustizierten, mit charakteristischen Ladengeschäften (botteghe) versehenen Erdgeschoß und einem einzigen, von Halbsäulen gegliederten Obergeschoß basierte, ist beim Palazzo Farnese und den Nachfolgebauten ein weiteres Geschoß aufgesetzt und die Rustika auf die Ecken und die Portalzone beschränkt. Raffaels Palazzo Branconio ist leider vernichtet; sein Schüler Giulio Romano emanzipierte sich mit seinen Bauten (Palazzo Stati Maccarani di Brazzà, Palazzo Alberini Cicciaporci Senni und das Erdgeschoß des Palazzo Salviati) durch den neuartigen Einsatz der Rustika und die a-tektonische Behandlung der Obergeschosse von seinem Meister 2. Die Paläste der Spätrenaissance, darunter der Lateranpalast, gehen fast ausschließlich auf den Palazzo Farnese zurück.

Unter Nachfolgern Michelangelos und Sangallos gegen Ende des sechzehnten und zu Beginn des siebzehnten Jahrhunderts ist Giacomo della Porta hervorzuheben, der wenigstens neun Paläste unterschiedlichen Anspruchs entwarf und baute, darunter den Palazzo Albertoni Spinola, den Palazzo Maffei Marescotti, den Palazzo Serlupi Crescenzi und sehr wahrscheinlich auch den Palazzo Chigi.

Das Appartamento in römischen Barockpalästen, Wohn- und Repräsentationsort zugleich, ist seit dem Umbau des Palazzo Farnese geprägt von einer wenigstens fünf Zimmer umfassenden Raumfolge 3. Die Empfangsräume befinden sich meistens im piano nobile, so daß der Treppe und der Inszenierung des Aufstiegs grundlegende Bedeutung zukommt. Von der Treppe aus wird die sogenannte Sala dei Palafrenieri, dann das erste Vorzimmer mit Kapelle, das zweite Vorzimmer, das Audienzzimmer und schließlich das Schlafzimmer erschlossen. Der Ort, wo der Hausherr Gäste in Empfang nahm, war abhängig vom Rang des Gastes. Die Palazzi weisen in der Regel mehrere, für den Hausherren und dessen Frau getrennte appartamenti auf, die teilweise auch in Abhängigkeit von der Jahreszeit genutzt wurden. Die große Sala wird oftmals von mehreren appartamenti geteilt, so beispielsweise beim Palazzo Barberini oder Berninis Palazzo Ludovisi Montecitorio .

Weitere Einzelbauten

Palazzo Corsini
Palazzo Doria Pamphilj
Palazzo Fani
Palazzo Gambirasi
Palazzo Giustiniani
Palazzo Grimani Catemario
Palazzo Lancellotti
Palazzo Madama
Palazzo Mattei di Giove
Palazzo Mazzei Emo
Palazzo Medici Clarelli
Palazzo Medici Lante
Palazzo Orsini Pio Righetti
Palazzo Pamphilj
Palazzo Sacchetti

Anmerkungen

1 Für römische Renaissancepaläste ist noch immer an erster Stelle zu nennen: Frommel, Christoph Luitpold: Der römische Palastbau der Hochrenaissance, Tübingen 1973
2 Zu Giulio Romano cf. Frommel, Christoph Luitpold: Giulio Romano. Firenze 1989
3 Waddy, Patricia: Seventeenth-Century Roman Palaces. New York 1990

 
© 2005 J.-Ch. Rößler
Reproduktion, auch auszugsweise, ist nur mit vorheriger Zustimmung des Verfassers erlaubt.
Nutzungsbedingungen — Fragen und Anmerkungen bitte an Kontakt

Jan-Christoph Rößler